Das Jahr der Fledermaus
Ähnlich unser bekannten vier Jahreszeiten teilt sich auch das Lebensjahr der Fledermaus in vier Abschnitte auf: der Herbst beginnt im September, endet allerdings schon recht früh, um die relativ lange Winterruhe zu beginnen. Der Fledermausfrühling ist wie der Herbst recht kurz; besonders aktiv sind die kleinen Flugtiere in den Sommermonaten Juni, Juli und August.
Herbst
Im Frühherbst beginnt die „Schwärmzeit“. Die Wochenstuben werden aufgelöst und die Jungen erlernen von den Müttern das Jagen. Gleichzeitig wird auch nach neuen Jagdgebieten gesucht.
Auch findet die Paarung der meisten Fledermausarten ab Herbst statt. In der Regel kopuliert ein Männchen mit mehreren Weibchen. Das Sperma gelangt nicht direkt zur Eizelle; es wird vom Weibchen eingelagert. Fledermäuse gehören zu den Säugetieren, die das Sperma erst einlagern, um die Eizelle zu einem späteren Zeitpunkt zu befruchten. Nach der Paarungszeit suchen Fledermäuse Winterquartiere auf, in denen sie überwintern.
Winter
Da keine Insekten im Winter fliegen, müssen die Fledermäuse diese Zeit mit einem Winterschlaf in den Winterquartieren überbrücken. Durch den Winterschlaf sinkt die Körpertemperatur der Fledermaus auf die Umgebungstemperatur. Eine winterschlafende Fledermaus ist also kalt. Es erfolgt eine Reduzierung des Stoffwechsels und der Atmung. Gleiches Verhalten zeigen die FM auch bei Regenwetter, starkem Sturm, Nebel (kein Echolot) und Kälte.
Fledermausarten, die den Winter unterirdisch verbringen, wachen nur bei Störung auf. Dies muss verhindert werden, da der Aufwachprozess sehr viel Energie kostet und die Reserven kaum für den Rest des Winters reichen. Die Fledermäuse müssen sterben!
Als Winterquartiere für unterirdisch überwinternde Arten eignen sich meist Höhlen (s. Fledermausberg), alte Bunker und Keller. Für oberirdisch überwinternde Arten eignen sich beispielsweise Gebäudenischen oder Baumhöhlen. Wichtig ist, dass die Temperaturen im niedrigen Plusbereich liegen und unbedingt konstant über den Winter bleiben. Eine hohe Luftfeuchtigkeit im Winterquartier verhindert das Dehydrieren der Fledermäuse
Frühling
Im Frühling erwachen Fledermäuse aus ihrem Winterschlaf und verlassen ihr Winterquartier. Männchen leben ab jetzt allein, während die Weibchen sich zusammenschließen. Erst jetzt befruchten die Weibchen ihre reife Eizelle(n) mit dem eingelagerten Sperma.
Für viele Fledermausarten müssen Sommerquartiere warm und trocken sein, wie beispielsweise Dachstühle oder Fledermauskästen. Andere Arten, besonders die mit dem Lebensraum Wald verbunden sind, suchen auch kühle Orte (Baumhöhlen) auf. Das muss auch beim Aufhängen der FM-Kästen berücksichtigt werden. Bei hohen Temperaturen eignen sich Fledermauskästen mit nord- oder östlicher Ausrichtung, bei niedrigen Temperaturen, eignet sich eine westl. oder südl. Ausrichtung.
Sommer
Fledermäuse gebären bereits im Mai /Juni ein Jungtier. Zwillingsgeburten kommen seltener vor. Daher erholt sich eine geschwächte FM-Population nur langsam!
Das Jungtier wird nackt und blind geboren. Da es seine Körpertemperatur nicht regulieren kann, hängen die Tiere in den Wochenstuben dicht zusammen und wärmen sie sich gegenseitig.
Schon nach wenigen Wochen sind die Jungtiere ausgewachsen und starten ihre ersten Flugversuche. Beim ersten Flug segeln die Jungen von einer Wand zur anderen. Mit einigen Flügelschlägen ist das erreicht. Allerdings müssen dort ihre Krallen sofort einen festen Halt finden. Denn ein Abstürzen ist tödlich! Die Jungen werden weiterhin von der Mutter gesäugt, bis sie alleine für sich sorgen können. Erst dann beginnt die sogenannte „Schwärmzeit“.
Weibliche Fledermäuse sind sehr soziale Tiere und leben die meiste Zeit des Jahres in sozialen Gemeinschaften, sogenannten Wochenstuben.
Wie können wir helfen?
Die oberen Ausführungen verdeutlichen, dass die FM sehr unterschiedliche Bedürfnisse in der Wahl ihrer Quartiere haben.
Das fledermausfreundliche Haus kann die meisten erfüllen. Wir Menschen müssen das nur zulassen oder mit einfachen Mitteln unterstützen. Der kleinste Schlitz oder Hohlraum kann viel bewirken. Auch das Anbringen von verschiedenen Kästen und die Erhaltung alter Bäume mit Höhlen, Rissen und Schlitzen erhöhen erheblich das Angebot an Sommer-und an Winterquartieren.