Fledermäuse sind Säugetiere, die einzigen, die zu aktivem Flug fähig sind. Sie sind keine Mäuse, denn die zählen zu den Nagetieren. Fledermäuse hingegen gehören zu den Fledertieren, die vermutlich am nächsten mit den Insektenfressern verwandt sind wie z. B. Igel, Maulwurf und Spitzmaus.
Weltweit etwa 1.100 und damit sind die Fledertiere nach den Nagern die zweitgrößte Säugetierordnung. In Europa kommen 30, in Deutschland 23 und in Norden 15 Arten vor.
Die Größenunterschiede sind beeindruckend. Die kleinste ist die Hummelfledermaus. Sie lebt in Thailand und Myanmar. Die Hummelfledermaus, mit einem Gewicht von 2 g, einer Länge von 3 cm und einer Spannweite von 12 cm steht dem Riesen-Flughund (Indien) mit einem Gewicht von 1,5 kg, einem halben Meter Körperlänge und einer Spannweite von 170 cm gegenüber. Die europäischen Arten liegen in der Größe zwischen dem Zaunkönig (Zwergfledermaus) mit 4,5 bis 8 g und der Amsel (Großes Mausohr) mit einem Gewicht von 18 bis 45 g.
Fledermäuse haben eine relativ hohe Lebenserwartung. Von unseren einheimischen Arten sind einzelne Tiere schon über 30 Jahre alt geworden!
Wie bei allen Tieren, die recht alt werden können, ist auch bei den Fledermäusen die Fortpflanzungsrate relativ gering. Nur ein, selten auch zwei Junge bekommt ein Fledermausweibchen im Jahr. Dies erklärt auch, weshalb es so lange dauert, bis sich reduzierte Bestände wieder erholen!
Im Sommer leben die Weibchen der meisten Arten zusammen in Gruppen, um ihre Jungen aufzuziehen. Diese sogenannten Wochenstuben können 100-150 Tiere beherbergen. Männchen haben in Wochenstuben keinen Zutritt! Sie verbringen den Sommer in Gruppen oder einzeln an anderen Stellen. Erst in der Paarungszeit im Herbst treffen die Geschlechter wieder aufeinander. Den Winter verbringen Männchen und Weibchen vieler Arten gemeinsam, oft in großen Gruppen.
Die Fledermäuse haben die Nacht als ihre ökologische Nische, ihren fast konkurrenzfreien "Beruf", entdeckt. Sie übernehmen dann die Rolle der insektenfressenden Vogelarten, die bis auf sehr wenige Ausnahmen in der Nacht ruhen.
In absoluter Dunkelheit sehen sie genau so wenig wie wir. Aber blind sind sie nicht, ihr Gesichtssinn entspricht vermutlich etwa dem Unseren. Die Welt der Fledermäuse ist jedoch nicht so bunt wie unsere, denn wie viele andere Säugetiere auch, können sie keine Farben sehen. Das beschränkt sich nur auf die unterschiedlichen Abstufungen an Grau-/Schwarz- Tönen.
Die Fledermäuse verfügen über ein Orientierungssystem, das dem Radar vergleichbar ist. Dieses System ist so empfindlich, dass sie sogar feine Drähte mit einer Stärke von 0,1 mm wahrnehmen. Im Flug stoßen sie durch das Maul, einige Arten auch durch die Nase Ortungsrufe aus, deren Echos sie mit ihren Ohren aufnehmen.
Auffallend groß sind die Ohren bei allen heimischen Fledermäusen, besonders bei den Langohren. Ihre Längen betragen knapp 5cm und sind fast so lang wie ihr Körper! Zum Schlafen biegen sie diese nach hinten und klemmen sie zwischen Unterarme und Körper. Wache Langohren richten die Ohren steil auf. Sie können sie einzeln bewegen und je nach Situation nach vorn oder zur Seite richten!
Tatsächlich können wir die Jagd- und Ortungsrufe der Fledermäuse nicht hören, denn diese Rufe liegen in einem höheren Frequenzbereich (Ultraschall). Wir können Frequenzen bis zu einer Höhe von ca. 18 kHz wahrnehmen, die Ortungsrufe der Fledermäuse hingegen liegen zwischen 20 und 100 kHz. Nur mit technischen Hilfsmitteln (Ultraschall-Detektoren), lassen sich die Rufe hörbar machen. Da diese Rufe arttypisch sind, können die Teilnehmer auf unseren Führungen hieran die Arten bestimmen.
Alle europäischen Fledermausarten fressen Gliederfüßer. Vornehmlich Insekten wie z. B. Nachtfalter, Mücken, Schnaken und Käfer. Jede Art hat ihre besondere Jagdstrategie und besonders bevorzugte Jagdgebiete. Deshalb unterscheiden sich auch die Beutetiere z. T. ganz erheblich: Hierzu ein paar Beispiele: Das Braune Langohr jagt im langsamen Gaukelflug im dichten Unterholz der Wälder. Es fängt vor allen Dingen mittelgroße Nachtfalter und deren Raupen. Doch auch Tiere, die in der Nacht inaktiv sind, wie z. B. Fliegen, Spinnen und Weberknechte, spürt es auf und klaubt sie von Ästen und Blättern. Ganz anders der Große Abendsegler. Er ist ein Jäger des freien Luftraums. Im schnellen, wendigen Flug jagt er in Höhen von bis zu 50 Metern über Baumkronen, der freien Landschaft oder besonders gern über Gewässern. Dabei erbeutet er Käfer, Nachtfalter, Wanzen und andere Tiere. Ebenfalls über Gewässer jagt die Wasserfledermaus. In Höhen von 5 – 20 cm zieht sie ihre Runden über der freien Wasserfläche. Die Nahrung besteht aus Mücken, Eintags- und Köcherfliegen.
Unsere Fledermäuse haben einen riesigen Nahrungsbedarf. Bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes nehmen sie täglich auf. Die Zahlen, die dabei herauskommen, sind beachtlich, wenn dieses Verhältnis auf das Körpergewicht eines Menschen übertragen wird.
Weil sie keine Nahrung finden und die Winterzeit durch einen mehrmonatigen Winterschlaf überbrücken müssen.
Dazu suchen sie sich ruhige, meist dunkle Stellen, die zudem noch eine Temperatur von 4-8 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 % aufweisen müssen. Höhlen, Keller und Stollen, bei einigen Arten auch Baumhöhlen, sind geeignete Überwinterungsquartiere.
Im Winter finden Fledermäuse keine Nahrung. Diese Nulldiät überleben sie aber nur, wenn sie ihren Stoffwechsel drastisch herunterfahren, also möglichst viel Energie einzusparen versuchen. Sie leben dann gewissermaßen "auf Sparflamme". Dies funktioniert aber nur an Orten mit niedrigen Temperaturen. Bei höheren Temperaturen werden die Tiere wach, der Energieverbrauch steigt an und sie müssten verhungern, da sie ja nichts zu fressen finden. Die hohe Luftfeuchtigkeit bewahrt die Tiere vor dem Austrocknen.
Was das Kleinklima betrifft: Nein. Genau das Gegenteil ist hier der Fall, denn im Sommer lieben sie eher die trockenen und warmen Bereiche, die sie in Häusern oder Wäldern finden. Komplizierter ist es mit der räumlichen Verteilung. So gibt es einige Arten, die beispielsweise nur vom Keller in das Dachgeschoß umziehen (z. B. Zwergfledermaus), andere wiederum machen Wanderungen von über 1600 km zwischen Winter- und Sommerlebensraum (z. B. Rauhhaut- und Zweifarbfledermaus).
Daher variiert unser Angebot an „Sommerkästen“ in dem Winterquartier der Fledermausberge.
Jede Art hat ihre besonderen Vorlieben. So besiedeln einige Arten überwiegend den Wald (z. B. Bechsteinfledermaus), andere haben sich dem Menschen eng angeschlossen (Kleine Bartfledermaus, Großes Mausohr). Zudem gibt es jahreszeitliche Unterschiede. Im Sommer halten sich beispielsweise Fransenfledermäuse gerne in Wäldern auf, den Winter hingegen verbringen sie in Kellern, alten Gebäuden oder Höhlen.
Nein, weder an Dächern, Fassaden oder Vertäfelungen sind Schäden zu befürchten. Sicherlich unschön, aber harmlos ist der Fledermauskot, der unter manchen Quartieren zu finden ist. Dagegen hilft das sogenannte Kotbrettchen oder das Auslegen von Papier.
Der Innenraum weist die Größe einer Klärgrube ohne Zwischenwände auf. In dieser hängen an den Wänden und an der Decke verschiedene Kästen, Hohlblocksteine und Unterschlüpfe aus unterschiedlichen Materialien. Dieses Angebot ist sehr wichtig, da sich die Ansprüche der Individuen bei einer oder verschiedenen Arten ändern kann. Dieses Verhalten konnte bisher noch nicht geklärt werden!
Es gibt eine Reihe von gruseligen Geschichten über Fledermäuse. Doch sie gehören in das Reich der bösen Fabeln und Schauermärchen. Diese Geschichten haben ihren Ursprung in der für Menschen bis vor wenigen Jahrzehnten völlig unverständlichen Lebensweise. Wer nachts umherfliegt ohne irgendwo anzustoßen, plötzlich aus dem Dunkeln auftaucht und genauso schnell wieder verschwindet, durch die kleinste Ritze hindurch kommt und kopfüber hängend den Tag und sogar den ganzen Winter verschläft, der muss mit dem Teufel einen Pakt geschlossen haben. Erst in den 1950er Jahren entdeckten Wissenschaftler das Echo-Ortungssystem der Fledermäuse.
Das ist eine der erfundenen Geschichte. Mit Vampiren haben Fledermäuse nichts zu tun. In Europa gibt es keine einzige Art, die sich von Blut ernährt. Nur in Mittel- und Südamerika kommen drei Arten vor, die sich von Blut ernähren. Mit ihren scharfen Zähnen ritzen sie die Haut von Säugetieren oder Vögeln an und lecken das austretende Blut auf. Sie "saugen" ihren Wirt jedoch nicht aus, sondern begnügen sich mit wenigen Tropfen.
Grundsätzlich kann jedes Wildtier (Igel, Vogel) Träger von Krankheitserregern befallen sein.
Tierfunde sollten grundsätzlich nur mit Einweg-Handschuhen (notfalls mit zwei Stöcken) angefasst werden.
Covid-19 wird von Mensch zu Mensch übertragen und nicht von Fledermaus zu Mensch. Man kann sich an unseren Fledermäusen nicht mit Covid-19 anstecken, sie tragen das Virus nicht. Die aktuelle Covid-19-Pandemie hat infolgedessen nichts mit unseren einheimische Fledermausarten zu tun. Sie stammt aus China.
Selbst das mit SARS-CoV-2 verwandte Virus Bat-CoV-RaTG13, das bei einer chinesischen Fledermausart nachgewiesen wurde, ist nachweislich nicht auf den Menschen übertragbar. Auch wurden die bekannten Zoonosen, die nachweislich von Fledertieren stammen, bisher nie direkt von Fledertieren auf den Menschen übertragen, sondern immer über Zwischenwirte wie Nutztiere oder andere Wildtiere. Eine direkte Übertragung von Fledermaus auf Mensch ist deshalb gemäß Prof. Fraefel unwahrscheinlich.
Wer Fledermäuse am Haus hat oder sie auf der Jagd nach Insekten beobachtet, muss sich also keine Sorgen machen!
Quelle: Stiftung Fledermausschutz, Zürichbergstraße 221; 8044 Zürich